Krebs ist eine schwerwiegende Erkrankung, die mit entsprechend weitreichenden Mitteln bekämpft werden muss. Die Therapien haben z. T. nicht unerhebliche Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken können. Viele der Therapien ziehen nicht nur das Krebsgewebe, sondern auch das gesunde Gewebe in Mitleidenschaft. Beispiele sind die Chemotherapie, die im ganzen Körper, also systemisch, wirkt sowie Bestrahlung und Operation, die immer auch umliegendes Gewebe betreffen können. Es gibt sowohl akute Nebenwirkungen, die sofort während oder nach der Therapie auftreten, als auch solche, die sich erst nach Wochen oder Jahren zeigen. Die wesentlichen Nebenwirkungen der Behandlung von Prostatakrebs sind:
Schmerzen können durch das Krebsgeschwür und etwaige Metastasen verursacht werden. Metastasen im Rückenbereich oder in den Knochen können Kreuz-, Oberschenkel- und andere Knochenschmerzen nach sich ziehen. Die lokalen Therapien, die nur an einer bestimmten Körperregion wirken, können umliegendes Gewebe verletzen und so Schmerzen verursachen. Systemische Therapien, die im ganzen Körper wirken, können Schmerzen an anderen Körperstellen mit sich bringen.
Eine Harnwegsinfektion kann einerseits entstehen durch die Verengung der Harnwege, die das Karzinom verursacht, andererseits aber auch Folge der Bestrahlung sein. Während der Behandlung mit Bestrahlung und in den Wochen danach hat etwa ein Drittel aller behandelten Männer Entzündungen der Blase und der Harnröhre. Diese Entzündungen können auch chronisch werden. Es kann zu einem Harnstau kommen.
Eine weitere belastende Nebenwirkung der Behandlung von Prostatakrebs ist die Inkontinenz, also die Unfähigkeit, den Abgang von Urin normal zu kontrollieren. Sowohl nach der Bestrahlung als auch nach der Operation sind viele Männer von unkontrolliertem Urinverlust betroffen. Dies tritt besonders beim Niesen und Husten auf. In den meisten Fällen kommt es nach einigen Wochen oder Monaten zu einer Besserung. Es gibt aber auch Männer, bei denen die Inkontinenz von Dauer ist.
Häufig tritt Impotenz (erektile Dysfunktion) nach der Behandlung von Prostatakrebs auf. Die betroffenen Männer können keine Erektion mehr bekommen oder halten. Dies ist nicht nur für jüngere Männer eine große Belastung. Diese Nebenwirkung kommt durch die Verletzung von Nervenfasern zustande. Früher lag die Impotenzrate nach der Operation bei nahezu 100 %, heute liegt sie, abhängig von der verwendeten Operationsmethode und der Ausdehnung des Tumors, bei 20–80 %. Die Bestrahlung hat ebenfalls oft eine Impotenz zur Folge (bei 25–60 %).
Im späteren Verlauf nach der Krankheit kann sich das Problem wieder bessern. Manche Männer bleiben aber dauerhaft impotent. Es gibt heutzutage verschiedene Therapien, die die Impotenz beheben sollen. Bestimmte Medikamente können helfen, ebenso mechanische Methoden oder die Implantation einer Penisprothese.
Insgesamt gibt es über die Häufigkeit der verschiedenen Nebenwirkungen der Behandlung von Prostatakrebs unterschiedliche Aussagen. Sie hängt nicht zuletzt vom Tumorstadium sowie von den verschiedenen Behandlungs- und Operationsmethoden ab.
Fedor Singer