Zur Diagnose von Prostatakrebs werden verschiedene Verfahren eingesetzt. Zunächst wird meist eine digital-rektale Tastuntersuchung vorgenommen. Dabei führt der Arzt den Finger in den Enddarm des Patienten ein und ertastet die Prostata. Dieses Verfahren ist in der Regel nicht schmerzhaft, wird aber von vielen Betroffenen als unangenehm empfunden. Untersucht werden so die Größe der Prostata, ihre Form, ihre Abgrenzbarkeit und ihre Beschaffenheit (Konsistenz). Auch etwaige Verhärtungen und Knoten werden gesucht. Es wird überprüft, ob der Mann Druckschmerz empfindet. Der Arzt untersucht ebenfalls die Flüssigkeitsbewegungen.
Auch der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) wird zur Diagnose von Prostatakrebs bestimmt. Hierfür erfolgt eine Blutabnahme. Das PSA ist ein Eiweiß, dass nur in der Prostata hergestellt wird. Im Krebsgewebe ist es in viel höherer Konzentration enthalten als in gesundem Gewebe. Wenn der PSA-Wert erhöht ist, ist dies ein Hinweis auf eine Veränderung der Prostata. Dies kann auf ein Krebsgeschwür, aber auch auf andere Gründe zurückzuführen sein. Laut der Patientenleitlinie Prostatakrebs der der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe haben etwa ein Viertel aller Männer mit gesteigertem PSA-Wert Prostatakrebs. Wenn der Wert über 10 ng/ml liegt, die Hälfte. Der PSA-Wert sollte möglichst mehrfach kontrolliert werden, weil eine einzige Messung wenig repräsentativ ist. So erhält man einen Hinweis darauf, ob die Prostataveränderung gut- oder bösartig ist. Wenn der Verdacht auf Prostatakrebs sich erhärtet, wird eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie). Eine Biopsie sollte dann erfolgen, wenn:
Die Gewebeentnahme geschieht meist vom Enddarm aus, seltener vom Damm. Eine Stanznadel wird in verschiedene Teile der Prostata eingeführt. Hierbei werden mindestens sechs, in den meisten Fällen zehn bis zwölf Proben des Prostatagewebes entnommen. Zur Überwachung wird die Untersuchung mit einem transrektalen Ultraschall begleitet. Eine Sonde wird über den After in den Enddarm eingebracht. So kann der Arzt Einblicke in das benachbarte Gewebe gewinnen und die Gewebeentnahme steuern. Nach der Entnahme werden Proben untersucht. So lassen sich Art und Aggressivität des Karzinoms bestimmen. Danach richtet sich im Anschluss die Therapie.
Wie schon beschrieben, dient eine Ultraschallsonde dazu, die Biopsie zu überwachen. Außerdem kann die Ultraschalluntersuchung Größe, Lage und Ausdehnung des Karzinoms anzeigen. Bei einer Sonografie der Nieren wird geprüft, ob die Krebserkrankung schon den Abfluss von Urin aus den Nieren behindert. Auch kann mittels Ultraschall nach Metastasen in der Leber gesucht werden. Eine alleinige Ultraschalluntersuchung ist zur Diagnose von Prostatakrebs nicht ausreichend.
Die Magnetresonanztomografie, auch Kernspintomografie genannt, gilt als ergänzende diagnostische Methode. Mit diesem bildgebenden Verfahren kann man z. B. das Volumen der Prostata einschätzen oder den genauen Ort des verdächtigen Bereichs ermitteln (Lokalisation). Auch dies trägt dazu bei, die erforderliche Therapie genau festzulegen.
Mittels MRT wird geklärt, ob eine etwaige Operation nervenschonend vorgenommen werden kann. Ferner kann man mit diesen Untersuchungsmethoden prüfen, ob die Lymphknoten vergrößert sind. Dies kann als Hinweis auf Metastasen in den Lymphknoten gewertet werden. Wenn der behandelnde Arzt eine Bestrahlung plant, dient die MRT der genauen Lokalisation und Planung des Areals, das bestrahlt werden soll. Wenn eine Biopsie negativ ausgefallen ist, also den Krebsverdacht nicht bestätigt hat, kann eine MRT sinnvoll sein, um ganz sicher zu gehen.
Eine Skelettszintigrafie kann Aufschluss darüber geben, ob der Krebs bereits Metastasen in den Knochen gebildet hat. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der PSA-Wert über 20 ng/ml liegt oder andere Hinweise auf Knochenmetastasen vorliegen. Bei diesem Verfahren wird eine kleine Menge eines radioaktiven Stoffes in die Blutbahn gespritzt. Dieser Stoff lagert sich vor allem in erkrankten Knochen an. Mithilfe einer Kamera, die radioaktive Strahlung aufnimmt, kann man dann die verdächtigen Bereiche ermitteln.
Hat man die Diagnose Prostatakrebs erhalten, kann der Patient für die weitere Therapieplanung die Meinung eines zweiten Arztes einholen, denn er hat das Recht auf Zweitmeinung. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn einschneidende Therapiemaßnahmen bevorstehen, die für den Betroffenen eine extreme Belastung darstellen. Hierzu zählt z. B. eine Operation oder eine Bestrahlung. Es ist besonders ratsam, sich von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen beraten zu lassen, um die Erkrankung und die Möglichkeiten der Therapie aus unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen. Die Entscheidung für die richtige Therapie erfordert oftmals Zeit.
Fedor Singer